Das Astroseminar an der Universität Münster

Wissenschaftler aus dem Institut für Kernphysik und dem Institut für Theoretische Physik der Universität Münster veranstalten alljährlich im Herbst das Astroseminar. Zwei Tage lang dreht sich alles um Astrophysik, Astronomie, Kosmologie und ihre verwandten Wissenschaften. Experten berichten wissenschaftlich und allgemeinverständlich über aktuelle Forschungsergebnisse, Experimente und Fragen der modernen Astronomie.

Wer sich für solche Themen interessiert und Informationen aus erster Hand erhalten will sollte das Astroseminar besucht haben. Die Vorträge werden in einfacher verständlicher Sprache abgehalten.

Das nächste Astroseminar findet am Freitag 18.10.2024 / Samstag 19.10.2024 statt.

https://www.uni-muenster.de/Physik.Astroseminar/index.html

Vorträge

2023

Freitag 13.10.2023 / Samstag 14.10.2023

  • Dr. Victoria Grinberg (ESA) – Weltraumteleskope um den Weltraum zu verstehen: Astrophysik bei der Europäischen Weltraumorganisation ESA
  • Prof. Dr. Klaus Helbing (Bergische Universität Wuppertal) – Relikt-Teilchen des Urknalls
  • Dr. Christian Wittweg (Universität Zürich) – Dunkle Materie, Kernzerfälle und Neutrinos – Auf der Suche nach den seltensten Prozessen der Natur mit dem XENON Experiment
  • Tag der offenen Tür im Institut für Kernphysik – mit Laborführungen, Experimenten, Vorträgen und Workshops
  • Teleskope basteln – Auch parallel zu den Vorträgen
  • Prof. Dr. Anton Andronic (Universität Münster) – Das Universum im Labor: Untersuchung der kleinsten Teilchen mit den größten Maschinen
  • Prof. Dr. Julia Harz (Johannes Gutenberg Universität Mainz) – Das Rätsel der dunklen Materie
  • Dr. Tobias Jogler (LWL-Museum für Naturkunde) – Die Suche nach dem Ursprung der Kosmischen Strahlung
  • Prof. Dr. Peter Biermann (Max-Planck-Institut für Radioastronomie, Bonn) – Kosmische Blitze über 300,000 Lichtjahre?

2022

Freitag 30.09.2022 / Samstag 01.10.2022

  • Junior-Prof. Dr. Kai Schmitz (WWU Münster) – Gravitationswellen-Rauschen im galaktischen Pulsar-Uhrwerk
  • Dr. Karina Voggel (Observatoire astronomique de Strasbourg) – Die versteckten supermassereichen schwarzen Löcher in ehemaligen Galaxienkernen
  • Prof. Dr. Peter Biermann (Universität Bonn) – Anti-Helium im Weltall
  • Tag der offenen Tür im Institut für Kernphysik – mit Laborführungen
  • Prof. Dr. Alexander Kappes (WWU Münster) – Das Hochenergie-Universum im Licht von Neutrinos und anderen kosmischen Boten
  • Apl. Prof. Dr. Christian Klein-Bösing (WWU Münster) – Virtual ALICE – Ein Detektor so schwer wie der Eiffelturm untersucht die Materie, wie sie eine Mikrosekunde nach dem Urknall existierte
  • Dr. Sylvia Plöckinger (Universität Leiden) – Galaxienentstehung im Computer
  • Prof. Dr. Achim Stahl (RWTH Aachen) – Das Schicksal der Antimaterie: Weisen uns Neutrinos den Weg zu unserem materiedominierten Universum?

2021

Freitag 15.10.2021 / Samstag 16.10.2021

  • Prof. Dr. Gisela Anton (FAU Erlangen-Nürnberg) – Die Entwicklung des Universums vom Urknall bis heute
  • Prof. Dr. Harald Hiesinger (WWU Münster) – Der Mond im Fokus rezenter und zukünftiger Raumfahrtmissionen
  • Prof. Dr. Peter Biermann (Universität Bonn) – Die kosmischen Quellen von Gravitationswellen, HE Neutrinos, HE Photonen, und UHECR Teilchen
  • Digitale Laborführungen

    • Xenon Experiment – Auf der Suche nach Dunkler Materie
    • IceCube – Neutrinojagd am Südpol
    • Virtual ALICE – Ein Detektor so schwer wie der Eiffelturm untersucht die Materie, wie sie eine Mikrosekunde nach dem Urknall existierte
    • CBM- Experiment: Transition Radiation Detektor – Unterscheidung kleinster Teilchen bei Kollisionsexperimenten
    • Cluster-Jet Targets – Münsteraner Targets für Beschleuniger-Experimente

  • Prof. Dr. Anna Franckowiak (Ruhr-Universität Bochum) – Jagd nach Geisterteilchen – Neutrino-Astronomie am Südpol
  • Prof. Dr. Markus Kissler-Patig (European Space Agency) – Gibt es bewohnbare Planeten? Und wie könnten wir sie erforschen?
  • Prof. Dr. Bernd Dachwald (RWTH Aachen) – Auf der Suche nach Leben in den Eismonden des Sonnensystems

2020

Freitag 23.10.2020 / Samstag 24.10.2020

  • Prof. Dr. Almudena Arcones (TU Darmstadt) – Wie macht man Silber und Gold in Sternen?
  • Dr. Charlotte Götz (ESA/ESTEC Nordwijk) – Kometenplasma – Vom eisigen Schneeball zum heißen Gas
  • Digitale Laborführungen

    • Xenon Experiment – Auf der Suche nach Dunkler Materie
    • IceCube – Neutrinojagd am Südpol
    • Virtual ALICE – Ein Detektor so schwer wie der Eiffelturm untersucht die Materie, wie sie eine Mikrosekunde nach dem Urknall existierte
    • CBM- Experiment: Transition Radiation Detektor – Unterscheidung kleinster Teilchen bei Kollisionsexperimenten
    • Cluster-Jet Targets – Münsteraner Targets für Beschleuniger-Experimente

  • Prof. Dr. Christian Weinheimer (WWU Münster) – Suche nach Dunkler Materie mit XENON und westfälische Brennerei-Kunst
  • Prof. Dr. Peter Biermann (Universität Bonn) – Explosionen massereicher Sterne: Krüge der Pandora für die Teilchen der Kosmischen Strahlung und für maximal rotierende schwarze Löcher?
  • Dr. Christian Spiering (DESY Zeuthen) – Neutrinoastronomie – Blick in verborgene Welten

2019

Freitag 25.10.2019 / Samstag 26.10.2019

  • Dr. Oliver Jennrich (ESA/ESTEC Nordwijk) – Gravitationswellen aus dem All
  • Raffaela Busse (WWU Münster) – Von Neutrinos, Kerosin und Polarlichtern – Eine Nacht am Geografischen Südpol
  • Film – Die Jagd nach dem Geisterteilchen – Vom Südpol bis an den Rand des Universums
  • Laborführungen
  • Prof. Dr. Stephan Geier (Universität Potsdam) – Rock’n’Roll am Himmel – Das turbulente Leben enger Doppelsterne
  • Dr. Urs Ganse (Universität Helsinki) – Wie überlebt man eigentlich im Weltraum?
  • Dr. Kathrin Valerius (KIT) – Den kosmischen Leichtgewichten auf der Spur: Mit KATRIN auf der Jagd nach der Neutrinomasse
  • Prof. Dr. Peter Biermann (Universität Bonn) – Die Entdeckungsgeschichte des schwarzen Loches

2018

Freitag 26.10.2018 / Samstag 27.10.2018

  • Dr. Tobias Beuchert (Universität Amsterdam) – Vom (un/be)greifbaren Universum und unserer (un?)fassbaren Zukunft
  • Prof. Dr. Peter Biermann (Universität Bonn) – Hochenergie-Neutrinos von verschmelzenden schwarzen Löchern wie Blazaren
  • Dr. Victoria Grinberg (Universität Tübingen) – Das Unsichtbare sichtbar machen: Röntgenbeobachtungen von schwarzen Löchern
  • Laborführungen
  • Dr. Anna Nelles (DESY Zeuthen / Humboldt-Universität zu Berlin) – Über Gemeinsamkeiten von Feuerzeugen, Motoren und Neutrinos. Spurensuche in der Antarktis
  • Sternfreunde Münster
  • Science Slam

    • Dr. Günter Auzinger (Universität Linz)
    • Christian Grimm (DLR)
    • Dr. Marc Wenskat (DESY)
    • Christian Wittweg (Universität Münster)

  • Prof. Dr. Jörn Wilms (Universität Erlangen) – eROSITA – Auf der Suche nach der dunklen Energie

2017

Freitag 20.10.2017 / Samstag 21.10.2017

  • Prof.’in Eva Grebel (Universität Heidelberg) – Galaktische Archäologie
  • Michael Murra (Universität Münster) – Die Jagd nach dunkler Materie
  • Dr. Christoph Burkhardt (Universität Münster) – We are all made of stars
  • Prof. Harold Linnartz (Universität Leiden) – Sind wir alleine?
  • Laborführungen
  • Emanuel Jacobi (DESY, IceCube) – Von Neutrinos und Erdbeeren am Südpol
  • Science Slam

    • Dr. Martin Schrön (UFZ Leipzig)
    • Dr. Christopher Schuy (GSI Darmstadt)
    • Dr. Alexander Warmuth (AIP Potsdam)
    • Christian Wittweg (Universität Münster)
    • Prof. Peter Biermann (MPlfR Bonn) – Prinzipien der Außenpolitik für die nächsten 100 Milliarden Jahre


2016

Freitag 21.10.2016 / Samstag 22.10.2016

  • Prof. Dr. Alexander Kappes (WWU Münster) – Neutrinoastronomie mit IceCube
  • Dr. Thomas Eversberg (DLR Bonn)) – Winde, die auf Sternlicht segeln. Sternwindphänomene von der Sonne zu den Quasaren
  • Dr. Oliver Jennrich (ESA Darmstadt) – LISA Pathfinder und der Weg zur Gravitationswellenastronomie
  • Dr.-Ing. Hubert Zitt (HS Kaiserslautern/Campus Zweibrücken) – Warp-Antrieb & Co. Wie viel Einstein steckt in Star Trek?
  • Laborführungen
  • Dr. Wolfgang Pietsch (TU München) – Zwischen Empirie und Setzung. Wellen in der Raumzeit aus Sicht des geometrischen Konventionalismus
  • Sternfreunde Münster e.V.
  • Dr.’in Kathrin Göbel (Uni Frankfurt) – Woher kommt das ganze Gold? Die Geschichte der Elemente
  • Apl. Prof. Dr. Benno Willke (Uni Hannover) – Gravitationswellenastronomie. Neues von der dunklen Seite des Universums!
  • Prof. Dr. Peter Biermann (MPI für Radioastronomie Bonn) – Einsteins Labor. Massereiche Sterne und ihre schwarzen Löcher

2015

Freitag 16.10.2015 / Samstag 17.10.2015

  • Dr. Vogel – Der Urknall im Labor
  • Dr. Vollmer – Der Stoff, aus dem wir gemacht sind – Sternenstaub in Meteoriten
  • PD Dr. Enßlin – Vom Anfang der Zeit – unser Kosmos im Mikrowellenlicht
  • Dr. Hempel – Alles so schön bunt hier – Geheimnisse des Sternenlichts
  • Laborführungen
  • Prof. Frekers – Physik in der Nähe von Schwarzen und nicht ganz so schwarzen Schwarzen Löchern
  • Dr. Reitberger – Theaterstück – Kosmische Strahlen!
  • Prof. Biermann – Warum hat das Leben angefangen?
  • Dr. Xiang-Grüß – Entwicklung von Planetensystemen

2014

Freitag 17.10.2014 / Samstag 18.10.2014

  • PD Klein-Bösing – Das Quark-Gluonen-Plasma
  • Prof. Palme – Meteorite
  • Prof. Münster – Das beschleunigte Weltall (Abendvortrag)
  • Laborführungen
  • Dr. Valerius – Die Milchstraße mit anderen Augen sehen – Gamma-Astronomie in Namibia
  • Michael Müller, Nicholas Steinbrink, Michael Murra – Kurzvorträge von Doktoranden
  • Prof. Spohn – Rosetta und Philae – Erkundung von Churiyumov-Gerasimenko, einem der Bausteine unseres Sonnensystems
  • Prof. Biermann – Die ersten dicken schwarzen Löcher im Universum: Ursprung der dunklen Energie?

2013

Freitag 25.10.2013 / Samstag 26.10.2013

  • Prof. Schulze-Makuch – Leben im Universum – Eine Tour durch das Sonnensystem und das Universum auf der Suche nach Leben
  • Dr. Arnold – Planetenforschung – Das Wasser in unserem Sonnensystem
  • Dr. Thiele – Raumfahrt – Ein anderes Bild der Erde
  • Dr. Eigmüller – Exoplaneten – Die Suche nach der zweiten Erde
  • Prof. Tolan – Star Trek – Facts and Fiction
  • Prof. Frekers, Dr. Göhler, Dipl-Phys. Jankowski

    • Das Leben ist älter als…? – Ein Exkurs über kosmische Händigkeiten.“ (mit Experiment)
    • „Ursprung der Homochiralität biologisch aktiver Moleküle – Hat die Wechselwirkung mit spin-polarisierten Elektronen einen Einfluss?“
    • „Astrophysik im Labor – Ein Einblick in den Experimentieralltag“
    • Prof. Biermann – Hochenergetische Neutrinos – Zeugen des Ursprungs der ersten dicken schwarzen Löcher?


2012

Freitag 26.10.2012 / Samstag 27.10.2012

  • Prof. Klasen – Warum hat Masse „Masse“?
  • Prof. Linnartz – Wo die Bausteine des Lebens herkommen.
  • Prof. Biermann – Was ist dunkle Energie?
  • Prof. Weinheimer – Warum ist dunkle Materie „dunkel“?
  • Prof. Kampert – Was sind galaktische Beschleuniger?
  • Doktoranden – Kurzvorträge von Doktoranden
  • Prof. Frekers – Warum existiert das Universum?

2011

Freitag 21.10.2011 / Samstag 22.10.2011

  • Prof. Bartelmann – Risiken und Nebenwirkungen des Urknalls
  • Prof. Rauer – Die Entdeckung und Charakterisierung extrasolarer Planeten
  • Prof. Biermann – Die ersten Sterne und die ersten dicken schwarzen Löcher
  • Prof. Weinheimer – Kalte Dunkle Materie und Strukturbildung
  • Prof. Wurm – Die Entstehung von Planetensystemen in ihrer frühen Phase
  • Doktoranden – Kurzvorträge von Doktoranden
  • Prof. Hiesinger – Der Mond – Erste Ergebnisse der Lunar Reconnaissance Orbiter Mission
  • Doktoranden – Kurzvorträge von Doktoranden
  • Prof. Spohn – Leben und die Entwicklung von Planeten

2010

Freitag 1.10.2010 / Samstag 2.10.2010

  • Prof. Biermann – Allerneueste Entdeckungen aus dem Kosmos
  • Prof. Khoukaz – Teilchenbeschleuniger
  • Dr. Klein-Bösing – Urknall und Quark-Gluon-Plasma
  • Prof. Fahr – Moderne Kosmologie: Ist unsere Welt gut genug ausgedacht?
  • Prof. Frekers – Das inflationäre Universum
  • Prof. Weinheimer – Kosmischer Mikrowellen- und Neutrinohintergrund
  • Doktoranden – Kurzvorträge von Doktoranden
  • Prof. Rolfs – Die Geschichte der Elemente
  • Doktoranden – Kurzvorträge von Doktoranden
  • Prof. Biermann – Die ersten Sterne

2009

Freitag 11.10.2009 / Samstag 12.10.2009

  • Keine Daten vorhanden.

2008

Freitag ??.10.2020 / Samstag ??.10.2020

  • Prof. Weinheimer – Dunkle Materie – Heiße Kandidaten aus der Teilchenphysik
  • Prof. Rolfs – Die Geschichte der Elemente
  • Dipl.-Phys. Hierholzer – Gravitationswellen – Entstehung und Detektion
  • Prof. Biermann – Hochenergie-Teilchen, -Photonen und -Neutrinos von aktiven schwarzen Löchern
  • Prof. Biermann – Hochenergie-Teilchen, -Photonen und -Neutrinos von aktiven schwarzen Löchern
  • Dipl.-Phys. Prall – Neutrinos auf dem Papier, im Labor und im Universum
  • Dipl.-Phys. Kellmann – Die Relativitätstheorie

2007 – 1999

  • Keine Daten vorhanden.




Astronauten werden wieder Feldforscher

Harald Hiesinger über sein Trainingsprogramm für die Europäische Weltraumorganisation

In wenigen Jahren will die Menschheit zum Mond zurückkehren. Astronautinnen und Astronauten sollen auf Artemis-Missionen an der Planung und Durchführung von geologischen Expeditionen auf der Mondoberfläche teilnehmen. Um sie auf diese Aufgaben bestmöglich vorzubereiten, hat die Europäische Weltraumorganisation (ESA) das sogenannte PANGAEA-Programm (Planetary ANalogue Geological and Astrobiological Exercise for Astronauts) ins Leben gerufen. Seit 2016 werden Astronauten von bisher drei Raumfahrtagenturen mit grundlegenden Kenntnissen und Fähigkeiten in der Feldgeologie ausgestattet, die für die Erforschung des Mondes erforderlich sind. Kathrin Kottke sprach mit Dr. Harald Hiesinger, PANGAEA-Ausbilder und Professor für geologische Planetologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster, über das Ausbildungsprogramm und die Rolle der geologischen Feldforschung auf dem Mond.

Warum ist dieses wissenschaftliche Training wichtig?

Es gibt viele Astronauten mit einem wissenschaftlichen Hintergrund, aber nur wenige mit Erfahrung in der geologischen Feldforschung. Für künftige bemannte Missionen zum Mond und zum Mars werden wir jedoch Astronauten benötigen, die die Oberfläche in komplexen geologischen Umgebungen erforschen. PANGAEA beinhaltet eine Reihe an Kursen, die sich mit den Themen der geologischen und astrobiologischen Erkundung von Planeten befassen und das wissenschaftliche Fachwissen vermitteln.

Wer nimmt an den Kursen teil, und wie laufen sie ab?

Zu den Teilnehmern gehören ESA- und NASA-Astronauten sowie in der Vergangenheit auch Roscosmos-Kosmonauten, aber auch Missionsdesigner, Betriebspersonal und Ingenieure. Das Training basiert auf Theorie und Praxis – wobei der Unterricht im ‚Klassenzimmer‘ und im Feld eng miteinander verwoben ist. Es ist wichtig, dass das zuvor Gelernte direkt in der Praxis Anwendung findet. Die Sitzungen sind so konzipiert, dass sie die Selbstständigkeit der Auszubildenden in der Feldgeologie erhöhen. Dazu beinhalten sie geführte oder selbstständig durchgeführte geologische Begehungen und das Üben von Techniken zur Probennahme. Damit die Kursteilnehmer unterschiedliche geologische Formationen und Strukturen kennenlernen, reisen wir zu unterschiedlichen Orten.

Wohin genau?

Zu unseren Feldstandorten gehören die Perm-Trias-Sedimentabfolgen in den italienischen Dolomiten, Einschlag-Lithologien im Rieskrater in Süddeutschland, eine umfassende Reihe vulkanischer Ablagerungen auf Lanzarote und Anorthosit-Aufschlüsse auf den Lofoten in Norwegen.

Vermutlich hat jedes Gebiet seine spezifischen Besonderheiten?

Jedes dieser Gebiete dient als Grundlage für die wichtigsten Lerneinheiten: erstens Erdgeologie, Gesteinserkennung und Sedimentologie auf der Erde und dem Mars, zweitens Mondgeologie und Einschlagskrater, drittens Vulkanismus auf der Erde, dem Mond und dem Mars sowie Astrobiologie und viertens sogenanntes Intrusivgestein und die Entwicklung der lunaren Urkruste.

Sind die Astronauten danach ‚richtige‘ Wissenschaftler?

Ja! Wir bieten ein kompaktes – jedoch sehr intensives und anspruchsvolles – Programm an. Die Astronauten müssen am Ende in der Lage sein, wissenschaftliche Entscheidungen großteils selbstständig zu treffen. Im Apollo-Programm hat sich das Konzept ‚Train them, trust them and turn them loose‘ sehr bewährt. Nur so ist es möglich, die enormen Fähigkeiten der Astronauten voll auszuschöpfen, um in kurzer Zeit möglichst viel über den besuchten Körper zu lernen. In anderen Worten: Die Astronauten werden wieder als Feldforscher fungieren und die unbekannte Umgebung auf der Planetenoberfläche erkunden.

Auf was werden sie konkret vorbereitet?

Zum Beispiel müssen sie die Umgebung untersuchen, um wissenschaftlich interessante Gesteine und Formationen zu identifizieren. Dazu setzen sie tragbare Instrumente und Kamerasysteme ein, mit denen sie Informationen sammeln. Ihre Funde und Erkenntnisse teilen sie dem bodengestützten Wissenschaftsteam mit. Dann wird gemeinsam entschieden, was die nächsten Schritte sind.

Was genau ist Ihre Aufgabe in den Kursen?

Meine Aufgabe ist es, die Astronauten mit der Geologie des Mondes vertraut zu machen. Ich behandle dabei Themen wie Vulkanismus auf dem Mond, Impaktprozesse und wie Impakte – also Einschläge von Kleinkörpern wie Meteoroide, Asteroiden und Kometen – zur Altersdatierung von Oberflächen genutzt werden können. Es geht aber auch um volatile Komponenten, zum Beispiel Wasser, in den permanent im Schatten liegenden Kraterböden nahe der Pole, die für die Exploration des Mondes durch Astronauten nutzbar sind. Auch eine Übung in der geologischen Kartierung eines Gebietes auf dem Mond führe ich mit den Astronauten durch, sodass sie letztlich ein solides Wissen über den Mond und die offenen wissenschaftlichen Fragen besitzen.

Wie genau laufen denn diese Praxisübungen ab?

Gemeinsam mit Kollegen des Rieskratermuseums und des Geoparks leite ich parallel zur Theorie die Exkursionen im Rieskrater, auf denen die Astronauten unmittelbar Erfahrungen in der Impaktgeologie sammeln. Im Gelände diskutieren wir die unterschiedlichen Gesteine, Morphologien, Prozesse, offene Fragen und wie dieses Wissen auf den Mond angewendet werden kann. Dabei ist es für mich immer wieder faszinierend zu sehen, wie schnell die Astronauten Informationen nicht nur aufnehmen, sondern auch Wissenslücken erkennen und offene wissenschaftliche Fragen identifizieren. Und letztlich ist es sehr schön zu sehen, wie neugierig die Astronauten sind und wie sehr sie an der Erforschung unseres Sonnensystems interessiert sind.

Wie geht es nun weiter?

Nachdem wir unsere Erkenntnisse des Trainingsprogramms in der Fachzeitschrift ‚Acta Astronautica‘ publiziert haben, folgen nun weitere Kurse, die auf unseren Erfahrungen und den Rückmeldungen der Astronauten aufbauen. Im September geht es für mich wieder ins Nördlinger Ries, um die nächste Kohorte auszubilden.


Links:


Quelle: Pressemitteilung / Pressestelle der Universität Münster (upm)




Raumsonde BepiColombo fliegt auf dem Weg zum Merkur an der Erde vorbei

Schwerkraft-Bremsmanöver am 10. April 2020

Beobachtung der Mondvorderseite mit Spektrometer „MERTIS“ nach 20-jähriger Vorbereitung

Am Karfreitag (10.04.2020) wird die ESA-Raumsonde „BepiColombo“ in den frühen Morgenstunden mit mehr als 30 Kilometern pro Sekunde auf die Erde zufliegen. Um 6.25 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit passiert sie, von der Tagseite kommend, über dem Südatlantik in 12.677 Kilometern Höhe den Punkt der größten Annäherung und fliegt dadurch auf der Nachtseite weiter in Richtung des inneren Sonnensystems – nun etwas langsamer als sie angekommen ist. Das sogenannte Flyby-Manöver an der Erde dient vor allem dazu, BepiColombo ohne den Einsatz von Treibstoff ein wenig abzubremsen, um die Raumsonde auf einen Kurs zur Venus zu bringen. Mit zwei Nahvorbeiflügen an der Venus ab dem 16. Oktober dieses Jahres wird BepiColombo auf einer Flugbahn sein, die zum Ziel der sechsjährigen Reise führt: einer Umlaufbahn um den innersten Planeten des Sonnensystems Merkur.

Für Planetenforscher des Instituts für Planetologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist das eine einmalige Gelegenheit zu einem besonderen Experiment am Mond: Ohne Störungen durch die Erdatmosphäre wird die von der Sonne angestrahlte Vorderseite des Mondes mit dem bildgebenden Infrarot-Spektrometer „MERTIS“ (Mercury Radiometer and Thermal Infrared Spectrometer) schon am 9. April erstmals in den Wellenlängen des thermalen Infrarot beobachtet und auf ihre mineralogische Zusammensetzung untersucht. Am Merkur soll MERTIS die Zusammensetzung und die Mineralogie der Oberfläche und das Planeteninnere des Merkur untersuchen.

„Der Mond und der gar nicht mal viel größere Planet Merkur haben Oberflächen, die in vielerlei Hinsicht ähnlich sind“, erklärt Prof. Harald Hiesinger von der WWU, wissenschaftlicher Leiter des MERTIS-Experiments. Er freut sich nach Jahrzehnten der Mondforschung auf die jetzt anstehenden Messungen. „Wir bekommen zum einen neue Informationen zu gesteinsbildenden Mineralen und den Temperaturen auf der Mondoberfläche und können die Ergebnisse später mit denen am Merkur vergleichen.“ Sowohl der Mond als auch der Merkur sind zwei fundamental wichtige Körper, um das gesamte Sonnensystem zu verstehen. „Von den Beobachtungen mit MERTIS erhoffe ich mir viele aufregende Ergebnisse. Nach rund 20 Jahren intensiver Vorbereitungen ist es am Donnerstag endlich soweit – wir erhalten die ersten wissenschaftlichen Daten unseres Instruments aus dem Weltraum“, betont Harald Hiesinger.

Die wissenschaftliche Auswertung der Daten erfolgt gemeinsam durch die beteiligten Institute in Münster, Berlin, Göttingen und Dortmund sowie an mehreren europäischen und amerikanischen Standorten.

„Die Beobachtung des Mondes mit unserem Spektrometer MERTIS an Bord von BepiColombo ist eine einmalige Gelegenheit“, betont Dr. Jörn Helbert vom DLR-Institut für Planetenforschung, mitverantwortlich für das dort maßgeblich entwickelte MERTIS-Instrument. Die Wissenschaftler untersuchen die der Erde zugewandte Mondvorderseite spektroskopisch erstmals in den Wellenlängen des thermalen Infrarot. Ohne die störende Erdatmosphäre ergibt die Perspektive aus dem Weltraum einen wertvollen neuen Datensatz für die Mondforschung. Außerdem können die Forscher testen, wie gut das Instrument funktioniert und Erfahrungen für den Betrieb am Merkur sammeln. Ein besonderer Praxistest ist auch die aktuelle Situation im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Das Team wird aus dem Homeoffice das MERTIS-Instrument betreuen und die Daten prozessieren und auswerten. Das wurde in den vergangenen Tagen schon einige Male getestet und die „Datenauswertung am Küchentisch“ scheint gut zu funktionieren.

Die letzte Gelegenheit, „Bepi“ zu beobachten – aber nicht in Deutschland

Raumfahrt-Enthusiasten fragen sich, ob sie Gelegenheit haben, BepiColombo vor seinem Abschied auf dem Weg ins innere Sonnensystem während des Flybys ein letztes Mal am Himmel beobachten zu können: die Antwort lautet ja, allerdings nur südlich von 30 Grad Nord über dem Atlantik, in Südamerika, in Mexiko und mit Einschränkungen über Texas und Kalifornien. In Mitteleuropa bleibt der Trost, dass es in der Nacht vom 7. auf den 8. April einen außerordentlich großen Vollmond, populär gerne als Supermond“ bezeichnet, zu sehen geben wird.


Links:


Quelle: Pressemitteilung / Pressestelle der Universität Münster (upm)